Immer nah an den Menschen
Georg Beis wurde vor 70 Jahren zum Priester geweiht
AUGSBURG (la) – Sein 70. Priesterjubiläum hat Prälat Georg Beis am 21. Mai begangen. Der 96-Jährige verbringt seinen Ruhestand bei guter geistiger Verfassung in einem Augsburger Seniorenheim.
Beis wurde zusammen mit dem späteren Weihbischof Max Ziegelbauer, der 2016 verstorben ist, von Bischof Joseph Freundorfer in der Dillinger Studienkirche zum Priester geweiht. Er wurde am 13. September 1923 in Bad Heilbrunn (Kreis Bad Tölz) als ältestes von vier Kindern geboren. Der Vater arbeitete bei der Bahn.
Als Ministrant wurde Beis von seinem Heimatpfarrer Josef Rupp ermuntert, Priester zu werden. Er besuchte das Gymnasium in Dillingen und hatte regen Kontakt zum damaligen Jugendseelsorger Alfons Satzger. Satzger vervielfältigte Briefe und Schriften gegen das Naziregime, die er und einige Schüler heimlich unter großen Gefahren verteilten. Nach dem Abitur 1942 musste Beis im Zweiten Weltkrieg als Gebirgsjäger einrücken. Er wurde in Russland eingesetzt. Seine Einheit wurde in Waggons verladen, die gen Osten fuhren. Die Soldaten stießen in einem fast 400 Kilometer langen Gewaltmarsch bis in den Kaukasus vor. Beis erlebte dramatische Szenen: „Viele waren so verzweifelt, dass sie sich selbst verstümmelt haben. Sie wurden sofort standrechtlich erschossen.“ Er versuchte, seine Kameraden zum Durchhalten zu bewegen und sprach ganze Nächte mit ihnen.
1944 war Beis als Soldat in der Ukraine vier Monate lang eingekesselt. Er erkrankte an einer schweren Nierenentzündung, so dass ihn seine Kameraden schon aufgaben. Doch er überlebte und kam in ein Lazarett in Niederbayern. Im Genesungsurlaub bewarb er sich 1944 um die Aufnahme am Dillinger Priesterseminar. Noch während des Zweiten Weltkriegs nahm er das Theologiestudium mittels Rundbriefen, die an die Alumnen verschickt wurden, auf.
Beis war Seelsorger in Gersthofen und Günzburg sowie als Pfarrer drei Jahre in Unterthingau und sieben Jahre in Göggingen. Der Aufbruch der Kirche mit Papst Johannes XXIII. war die schönste Zeit seines Lebens. 25 Jahre lang wirkte er als Dompfarrer in Augsburg und war auch Stadtdekan. Er baute die Klinikseelsorge in Augsburg auf, leitete die ökumenische Kommission und richtete die ökumenische Telefonseelsorge ein. Er wurde Domkapitular und Regionaldekan in Augsburg. Als Bischof Josef Stimpfle 1992 emeritierte, lenkte Beis das Bistum Augsburg neun Monate lang als Diözesanadministrator – bis Stimpfles Nachfolger Viktor Josef Dammertz das Bischofsamt antrat.
1995 ging der Apostolische Protonotar in den Ruhestand, blieb jedoch weiterhin aktiv. Als Gesprächsseelsorger widmete sich Beis im „Offenen Ohr“ in der Augsburger Kirche St. Moritz den Menschen, die mit ihren Sorgen und Nöten kamen. Für Menschen dazusein und ihnen zuzuhören war ihm ein großes Anliegen. Viele Begegnungen und gute Freunde erfüllten sein Leben. Bis ins hohe Alter feierte er jeden Sonntagvormittag eine Messe in der Augsburger Kirche St. Margaret.
Artikel nach SonntagsZeitung